GESCHICHTE DES SCHLOSSES
in Nakło Ślaskie
Die Geschichte des Schlosses in Naklo kann in drei Etappen aufgeteilt werden. Die ersten neunzig Jahre war es Sitz der Familie Henckel von Donnersmarck, die nächsten sechzig Jahre war es eine landwirtschaftliche Schule und 2006 wurde es zu einer kulturellen Einrichtung. Dieses Kapitel der Geschichte wird jedoch erst geschrieben…
Das Palast der Donnersmarcks ist ein relativ neues Bauwerk, denn es ist erst über 150 Jahre alt, obwohl Naklo selbst aus Dokumenten bereits aus dem 14. Jahrhundert bekannt ist. Nach historischen Quellen hatten hier mittelalterliche Ritter einen Sitz in Form einer Erdmotte, unter anderem Franko aus Naklo, Zbrosław „de Nakle“, Krzysztof, Jan Nakielski sowie Szczepan. Eine gemauerte Ritterburg existierte hier wahrscheinlich im 16. Jahrhundert.
Graf Hugon I Henckel von Donnersmarck
(1811 – 1890)
1858 – 1945
Die Güter in Naklo kamen in die Hände der Familie Henckel von Donnersmarck Ende des 17. Jahrhunderts. Im 19. Jahrhundert war der Graf Hugo I (1811 – 1890) aus Siemianowitz, Cousin des Fürsten Guido aus Neudeck, Herr der Nakloregion. Genau dieser Hugo I, einer der reichsten Industriemagnaten Schlesiens, hat das Schloss in Naklo errichtet und es bis zu seinem Tod 1890 verwaltet. Niemand konnte ahnen, dass dieses Bauwerk mit der Geschichte der Familie nur 90 Jahre lang verbunden sein wird. Anfänglich sollte es eine Sommerresidenz für die Donnersmarck werden (Hauptsitz von Hugo I war das Schloss in Wolfsberg in Kärnten), seine Nachkommen ließen sich jedoch hier fest nieder. Galerie: Der Palast vor 1941.
Ursprüngliches Aussehen des Schlosses
Es wird gesagt, dass Hugo I das Schloss für seine zweite Frau, Laura von Kaszonyi, deren Wappen, zusammen mit dem Wappen der Donnersmarck, die Fassade des Schlosses geschmückt hat (es ist teilweise erhalten geblieben), erbaut hat. Das Schloss wurde jedoch 1858 fertig gestellt, lediglich ein Jahr nach dem Tod der ersten Ehefrau des Grafen, auch Laura, die aus dem Geschlecht von Hardenberg (in dieser Ehe wurden 4 Söhne und eine Tochter geboren) stammte, es ist also höchst wahrscheinlich, dass es nur eine romantische Legende ist. Auf dem Foto: die Wappen von Donnersmarck und von Kaszonyi. Die Namen der Architekten des Schlosses sind nicht bekannt, manche Fakten sprechen jedoch dafür, dass es die Wiener Architekten Johann Romano von Ringe und August Schwendenwein von Lanauberg waren. Dies suggerieren die Stillähnlichkeiten zum umgebauten Schloss von Hugo I in Wolfsberg – beide Projekte knüpfen an den Still der englischen Tudors an. Also ist das originale, neugotische Schloss in Naklo in architektonischer Hinsicht eine Ausnahme unter den zahlreichen Residenzen des schlesischen Hochadels. 1980, also nach dem Tod von Hugo I, wurde es ein wenig umgebaut, unter anderem wurde der Turm erhöht.
Bis 1905 war die Witwe von Hugo, die bereits erwähnte Laura (kinderlos gestorben) die Eigentümerin der Güter in Naklo. Nach ihrem Tod haben die Stiefkinder entschieden, ihre Güter zu verkaufen, mit Ausnahme des Schlosses in Naklo, dass sich der Sohn von Hugo, Lazarus IV (1835 – 1914), Gründer der Henckel-von-Donnersmarck-Linie aus Naklo, für seinen Sitz ausgesucht hat.
Henckel von Donnersmarck i von Kaszonyi Wappen
Lazarus IV verdankt Naklo die Pfarrkirche und seiner Ehefrau Maria – das Waisenhaus (zur Zeit eine Sozialhilfeeinrichtung), das von den Barmherzigen Schwestern vom hl. Karl Borromäus geführt wird. Der Erbe des Vermögens der Donnersmarck aus Naklo hat sich in das Gedächtnis der örtlichen Bevölkerung dadurch eingeprägt, dass er ein Teil seiner Grundstücke in dem nahegelegenen Neu Radzionkau für den Bau ihrer Häuser mit Gärten verkauft hat.
Nachdem dieser Teil Schlesiens durch die Zweite Polnische Republik 1921 übernommen wurde, blieben sie in Naklo und wurden zu loyalen Bürgern des polnischen Staates. Deswegen wurden sie in der Familie auch als die „polnische Linie“ bezeichnet. Der letzte Herr des Schlosses in Naklo war Lazarus V (1902 – 1991). Das Schicksal des Gutes in Naklo und der Donnersmarck selbst wurde durch den 2. Weltkrieg besiegelt. Als nach Naklo die Front kam, haben sie ihr Hab und Gut gepackt und ihre Besitztümer verlassen und sind in die Schweiz ausgewandert. Sie haben jedoch nie die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen und haben sich mit den polnischen Vorkriegspässen ausgewiesen.
1945 – 1999
1945 wurden die Güter der Donnersmarck durch den polnischen Staat übernommen und das Schloss selbst wurde zu einer landwirtschaftlichen Schule, die dort sechzig Jahre lang ihren Sitz hatte. Anfangs war es ein dreijähriges Staatliches Landwirtschaftliches Gymnasium, ab 1949 ein Landwirtschaftliches Lyzeum und letztlich ein Zentrum der Landwirtschaftlichen Ausbildung. In diesem Zeitraum wurde die Residenz der Donnersmarck weitreichend verändert. Einige Zimmer wurden durch Trennwände geteilt und in Klassenräume umgewandelt, in der ehemaligen Kapelle befanden sich, zur Zeit als im Palast noch eine Pension gab (bis 1970), Waschräume und Toiletten.
Schloss in 1950
1999 – 2013
Wappen des Landkreises Tarnogórski
1999 wurde das Schloss in Naklo zum Eigentum des Landkreises Tarnowskie Góry, der bis 2005 die Räume mit der Landwirtschaftlichen Schule geteilt hat. Von 2006 bis 2010 war hier die Galerie der intuitiven Kunst „Barwy Śląska“ tätig, die Stücke aus der Kollektion von Gerard Stanisław Trefoń präsentiert hat.
Nachdem entschieden wurde, an diesem Ort das Zentrum der Schlesischen Kultur einzurichten, wurde das sehr heruntergekommene Objekt komplex renoviert (2010 – 2012), das hat den im Innenraum erhaltenen dekorativen Elementen das ursprüngliche Aussehen wiedergegeben.
Schloss in Nakło Śląskie vor der Renovierung
Unter anderen den Treppen und Holzgeländern im repräsentativen Treppenhaus, der Holztäfelung im kleinen Hausflur, der zufällig entdeckten Zimmerdecke in einem der Räume in Erdgeschoss sowie dem berühmten Safe der Donnersmarck, in dem sie Geld aus Pferderennen aufbewahrt haben (zur Zeit von Hugo I war es der Hauptwettbewerb diese Typs in Schlesien).
Die 1. Etappe der Renovierung wurde 2013 beendet.
Der Schloss nach der Renovierung
seit 2013
Seit dem 01. Januar 2013 ist hier das Zentrum der Schlesischen Kultur tätig. Nachdem die notwendigen Vorbereitungen abgeschlossen und die ersten Ausstellungen installiert wurden, hat das Zentrum, am 02. Mai 2013, seine Türen formell für Besucher geöffnet.
Vom 22. X. bis 12. XII. 2022 fand die Renovierung der Eingangstore zum Park statt, die mit Mitteln aus dem Bürgerhaushalt 2021 des Kreises Ternogórski finanziert wurde. Die Renovierung wurde von der Firma Expance Slawomir Czapiewski aus Piła durchgeführt.
Die Tore vor der Renovierung
Tor-Renovierung
Die Tore nach der Renovierung
Photos: archives, archives of Starostwo Powiatowe in Tarnowskich Górach, archives of ZS CKR in Nakło Śląskie, Magdalena Zaton, Krzysztof Miller, Renata Głuszek, Robert Piontek, Aleksandra Głaz, Leonarda Nowicki’s private archives